Entscheidungen zu fällen, ist für viele Menschen mit Stress, Druck oder Unsicherheit verbunden. Doch eine Wahl zu treffen, gehört zum Leben wie das Amen in der Kirche. Deshalb ist es wichtig, sich mit dem Thema auszusöhnen und eine persönliche Strategie zu entwickeln, wie man sich leichter entscheiden kann.
Kopf oder Bauch? Die Norm sagt Kopf
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie du zu einem Entschluss kommen kannst: du stützt dich auf Argumente, Fakten und Informationen und wägst die Vor- und Nachteile akribisch ab. In dem Fall entscheidest du rational, und die treibende Kraft ist der Verstand. Oder du lässt dich von deinen Gefühlen leiten, die du im Zusammenhang mit der Situation empfindest. Dann sprechen wir von einem emotionalen Entscheid, der ausschließlich darauf gründet, wie du dich fühlst.
Um glücklich zu sein, braucht es mehr Emotionen
In unserer Gesellschaft hat es sich leider eingebürgert, dass rationale Entscheide als fundierter, kluger und richtiger gelten als emotionale. Letzteren sagt man gerne nach, dass sie impulsiv und unüberlegt sind und zu einer falschen Wahl führen. Mit dieser Ansicht bin ich persönlich nicht einverstanden. Denn auch Gefühle sind eine Form von Intelligenz und ein gutes Leitsystem, wenn wir uns auf sie einlassen. Bestimmt kennst du den Ausdruck „auf sein Bauchgefühl hören“. Das ist nichts anderes, als auf seine Intuition oder seine Eingebung, wie auch immer wir es nennen wollen, zu vertrauen. Unsere Gefühle und emotionalen Erfahrungen sind im Unterbewusstsein abgelegt. Sie dienen uns als Wegweiser, der uns zeigt, was wir tun sollten, um uns wohlzufühlen.
Warum der Verstand sich gerne überschätzt
Der Verstand hingegen sitzt in unserem Bewusstsein und analysiert, hinterfragt und zerlegt alles, was er an Information bekommt. Er meint, dass jeder Entscheid von ihm abhängt, doch er täuscht sich. Hast du gewusst, dass wir täglich ungefähr 20.000-mal eine Wahl treffen? Es ist schlicht unmöglich, jeden dieser Entschlüsse bewusst zu fällen, sprich der Verstand ist bei den meisten Entscheidungen gar nicht involviert. Gesteuert werden wir vom Unterbewusstsein, das viel mehr Informationen aufnehmen, verarbeiten und speichern kann als der Verstand.
Sicherheit und Beständigkeit, nur darum geht es
Selbstverständlich ist der Verstand sehr wichtig und hat auch seine ganz eigenen Stärken. Wir sind auf ihn angewiesen, wenn es darum geht, ein spezifisches Problem zu lösen, für Ordnung in unserem Leben zu sorgen oder etwas zu planen. Doch Achtung: wer nicht aufmerksam ist, wird schnell zum Sklaven des Verstands. Denn er will uns Entscheidungen schmackhaft machen, die gemäß seiner Einschätzung langfristig das Beste für uns sind. Während sie uns in Tat und Wahrheit in einer Routine oder in der Komfortzone gefangen halten.
Beispielsweise sind wir unglücklich mit unserem Bürojob und würden viel lieber einer kreativen Tätigkeit nachgehen. Doch wir stehen jeden Morgen auf und fahren brav zur Arbeit, weil uns der Verstand glauben machen will, dass wir diesen sicheren Posten brauchen. Schließlich verdienen wir damit gutes Geld, können uns einen gewissen Lebensstil leisten und genug für die Rente ansparen. Denn das ist das ultimative Ziel: genug auf der hohen Kante zu haben, um im Ruhestand das Leben genießen zu können. Der Verstand denkt immer an die Zukunft und ist nie im Hier und Jetzt.
Nimm dich vor impulsiven Entscheiden in Acht
Dieser Vernunft steht das Unterbewusstsein gegenüber. Wenn wir abends das Büro verlassen, sind wir vielleicht unzufrieden, weil wir das Gefühl haben, einen weiteren Tag vergeudet zu haben. Und vor dem Einschlafen spüren wir Frustration oder Beklemmung, denn wir wissen ganz genau, dass wir in unserem Leben nicht das tun, was wir wirklich wollen. Würden wir dem Bauchgefühl das Kommando überlassen, würden wir morgen schnurstracks ins Büro des Chefs marschieren und den ungeliebten Job kündigen. Völlig egal, welche Konsequenzen damit verbunden sind. Und dann
Wie triffst du die beste Entscheidung?
In dem Beispiel mit dem Job wird schneller klar, dass einfach alles hinzuschmeißen, ohne zu überlegen, wie es dann weitergeht, auch nicht die beste Lösung ist. Die Welt ist nicht schwarz oder weiß, sondern voller Grauschattierungen. Übersetzt für das Fällen von Entscheidungen bedeutet das, dass wir sowohl auf unseren Verstand als auch auf unser Bauchgefühl hören sollten. Beide haben ihre Stärken und Schwächen, wir müssen sie nur richtig nutzen. Es gibt keine Pauschalanleitung, wann man auf seine Gefühle und wann auf die Vernunft hören sollte. Das hängt sehr stark von der jeweiligen Person, der Situation und der Komplexität des Entscheides ab. Bei administrativen und organisatorischen Angelegenheiten wie der Tages- oder Wochenplanung, der Wahl eines Versicherungsanbieters, dem Erstellen eines Sparplans oder ist der Verstand wichtig und nützlich. Er analysiert die Fakten, wägt Vor- und Nachteil ab und lässt die Logik walten.
Es braucht Fakten und Bauchgefühl
Wenn es aber um große Ereignisse geht, funktioniert es für mich persönlich am besten, wenn ich Kopf und Herz zurate ziehe. Als ich mich entschied, meinen sicheren und gut bezahlten Job im Patentwesen aufzugeben, lief mein Verstand Amok und versuchte mit allen Mitteln, mich von davon abzuhalten, den Fehler meines Lebens zu begehen. Doch meine Intuition war so stark, dass ich einfach wusste, dass es der richtige Schritt für mich war. Doch wie wusste ich das? Indem ich zuerst bewusst Informationen zu meinem Entscheid sammelte und verschiedene Szenarien durchspielte. So wurde ich zur Expertin meiner Situation. Anschließend gab ich mir die Zeit, alles auf mich wirken zu lassen, damit die Gefühle an die Oberfläche kommen konnten.
Die Intuition kommt in der Stille
Die Redewendung „ich muss eine Nacht darüber schlafen“ kommt nicht von ungefähr. Das Bauchgefühl entsteht dann, wenn wir das Problem oder den Entscheid für eine Weile auf die Seite schieben und aufhören, darüber nachzudenken. Um den Bauch reden zu hören, braucht es Ruhe, denn er macht sich erst dann bemerkbar, wenn das Geplapper des Verstands verstummt ist. Und dann plötzlich, beim Abwasch, morgens beim Duschen, beim Meditieren oder beim Joggen, wissen wir, was zu tun ist. Einfach so. In uns mach sich ein Gefühl breit, dass Licht ins Dunkel bringt und uns den Weg weist. Alles, was es jetzt noch braucht, ist Mut und Vertrauen.
Der Bauch weiß ziemlich genau, was uns glücklich macht. Aber oftmals hören wir nicht hin oder der Verstand klinkt sich sofort ein und begräbt die innere Stimme unter einem Haufen Argumenten und Fakten. In Wahrheit verbirgt sich dahinter Angst. Angst vor der Wahrheit und Angst vor der Veränderung. Denn der Verstand hasst nichts mehr als den Wandel. Er möchte, dass für immer alles so bleibt, wie es ist. Darum danke das nächst Mal, wenn du einen wichtigen Entscheid zu fällen hast, daran, dir Zeit und Raum zu geben. Lass dich nicht unter Druck setzten, sondern vertraue darauf, dass dein Buchgefühl sich melden und dir sagen wird, was du tun sollst.