Die Person, die du heute als Erwachsener bist, entstand bereits in deiner Kindheit. Hört sich verwirrend an? Lass es mich erklären.

Als Kind sind wir komplett abhängig von den Eltern, die uns erziehen, uns alles beibringen und uns vorleben, was richtig und falsch ist. Alles, was wir lernen, sehen und erfahren, saugen wir auf wie ein Schwamm und speichern es. Ohne prüfen zu können, ob das, was uns beigebracht wird, gut oder schlecht ist. Einem Kind fehlt dieser Filter und dadurch die Möglichkeit, etwas zu hinterfragen oder abzulehnen. In diesen jungen Jahren, die auch Prägephase genannt wird und ungefähr bis zu unserem 6. Lebensjahr dauert, entstehen die Mehrzahl unserer Verhaltensmuster, die uns ein Leben lang begleiten.

Der kritische Faktor entscheidet, was als neue Information abgespeichert wird

Etwa im selben Alter passiert auch die Trennung von Bewusstem und Unbewussten und die Entstehung des sogenannten kritischen Faktors. Dieser ist eine Instanz des Bewusstseins, der jede neue Erfahrung, Emotion und Sinneswahrnehmung mit bereits abgespeicherten Informationen vergleicht. Findet der kritische Faktor etwas Vergleichbares, wird das bereits gespeicherte angewendet. Handelt es sich um etwas gänzlich neues, prüft der kritische Faktor, ob diese neue Information ignoriert werden kann oder neu aufgenommen werden muss. So entstehen unter anderem negative Glaubenssätze und destruktive Verhaltensmuster. Denn eine schlechte Erfahrung aus der Vergangenheit wird in ähnlichen Situationen unbewusst immer und immer wieder aktiviert und durchlebt, bis wir überzeugt sind, dass wir etwas nicht können, nichts wert sind oder nie das bekommen, was wir uns wünschen. Es handelt sich dabei um verinnerlichte Reaktionen, die sich vom ursprünglichen Ergebnis abgekoppelt und damit verselbständigt haben.

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Unser Unterbewusstsein ist also ein Gewohnheitstier, das auf die gleiche Situation mit dem immer gleichen Verhalten reagiert. Und dieses stammt in den meisten Fällen aus den ersten sechs Jahren unserer Kindheit. Hinzukommt, dass das Unterbewusstsein auch für ca. 95 % unserer täglichen Gedanken verantwortlich ist, zu ca. 99 % die Funktionen unseres Organismus steuert und die meisten unserer Entscheidungen fällt. In einer einzigen Sekunde kann es bis zu 80.000 Informationen aufnehmen, verarbeiten und speichern und ist somit um ein Vielfaches schneller und klüger als der Verstand, auf den wir uns so sehr verlassen. Das bedeutet, dass wir fast immer etwas tun, ohne uns bewusst zu sein, warum wir es tun. Unser Unterbewusstsein entscheidet, bevor sich der Verstand einschalten kann.

Unterschied zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein

Unser Bewusstsein entsteht durch das Zusammenwirken vieler Hirnregionen und ist am stärksten, wenn wir uns im normalen Wachzustand befinden. Wir steuern unsere Denkvorgänge aktiv, analysieren, wägen ab und treffen bewusste Entscheidungen. Man kann das Bewusstsein auch Verstand nennen. Es setzt sich zusammen aus alltäglichen Wahrnehmungen, Gedanken, Haltungen und Gefühlen und beinhaltet alle Überzeugungen, die jeder Mensch bewusst vertritt. Es sagt uns, wer wir sind.

Im Unterbewusstsein hingegen liegen unsere Emotionen, Triebe und Erinnerungen vergraben, die außerhalb unseres Bewusstseins liegen und an die wir uns oft gar nicht erinnern (wollen). Meist handelt es sich um negative Gefühle wie Schmerz, Angst oder Enttäuschung, die wir unterdrücken, weil die Erfahrungen zu sehr weh taten. Doch auch wenn wir sie verdrängen, leben sie trotzdem in uns weiter und beeinflussen unser Verhalten und unsere Entscheidungen. Wir sind eine Art Marionette, und das Unterbewusstsein zieht im Hintergrund die Fäden.

Glaubenssätzen entscheiden über sein oder nicht sein

Was wir oft genug erfahren oder denken, manifestiert sich in Form von Glaubenssätzen in unserem Unterbewusstsein und beeinflusst uns, ob wir wollen oder nicht. Suchst du beispielsweise einen neuen Job, ist es für deinen Erfolg entscheidend, wie du über dich denkst. Existieren in deinem Unterbewusstsein Glaubenssätzen wie „Ich schaffe das nicht“, „Ich bin nicht gut genug“ oder „Alle anderen sind viel besser als ich“, wirst du es schwer haben in der Berufswelt. Das Gleiche gilt für dein Liebesleben. Bist du Single und wünscht dir einen Partner? Dann sind Überzeugungen wie „Mich will doch niemand“, „Ich bin nicht liebenswert“ oder „Alle Männer/Frauen gehen sowieso fremd“ wenig hilfreich.

Gute Nachricht: das Unterbewusstsein kann umprogrammiert werden

Bedeutet das, dass wir für immer in unseren schlechten Erinnerungen und negativen Glaubenssätzen gefangen sind und praktisch keinen Einfluss auf die Gestaltung unseres Lebens haben? Zum Glück nicht. Denn auch wenn das Unterbewusstsein mächtig ist, gibt es Wege und Möglichkeiten, um hinderliche Verhaltensmuster, Ängste und negative Überzeugungen aufzulösen. Durch verschiedene Techniken des Mentaltrainings können wir uns Zugriff auf unser Unterbewusstsein verschaffen, um dieses umzuprogrammieren.

Affirmationen brauchen Zeit, aber funktionieren

Affirmationen sind eine hervorragende Methode, um solche Glaubenssätze aufzulösen, die uns an der Erreichung unserer Ziele hindern oder verunmöglichen, dass wir glücklich sind. Es handelt sich dabei um nichts anderes als selbst bejahende und positive Botschaften, die wir so lange wiederholen, bis sie sich in unserem Unterbewusstsein festgesetzt haben. Mit Affirmationen können wir unser Unterbewusstsein gezielt steuern, indem wir ihm sagen, was wir erleben und in unser Leben ziehen wollen. Entscheidend dafür, dass Affirmationen wirken, ist, dass wir sie selbst glauben und dass wir sie lange genug anwenden. In der Regel dauert es 21 Tage, bis die alten Glaubenssätze neutralisiert und durch neue, positive Überzeugungen ersetzt werden. Darum funktionieren Affirmationen nur, wenn du sie mehrmals täglich während mindestens dreier Wochen laut aufsagst, liest oder dir anhörst.

Positives Denken ist nicht alles

Auch das bewusste Wahrnehmen der eigenen Gedanken ist hilfreich, insbesondere um negativen Glaubenssätzen auf die Spur zu kommen. Wann immer du einen negativen Gedanken hast, formuliere ihn positiv um, denn alles, was wir denken, ist Energie und zieht ihresgleichen an. Doch Achtung: das berühmte positive Denken allein reicht nicht, um erfolgreich oder glücklich zu werden. Solange in deinem Unterbewusstsein Ängste, Zweifel oder Blockaden hocken, nützen alle guten Gedanken nichts. Denn du glaubst nicht wirklich daran, dass du Erfolg im Beruf haben wirst, weil der Zweifel, dass du das sowieso nicht schaffst, viel größer und stärker ist. Und das führt zu einer inneren Spaltung. Darum ist es so essenziell, dass du dein Unterbewusstsein von diesen Einschränkungen befreist.

Das Unterbewusstsein spricht in Form der Intuition zu uns

Bestimmt kennst du den Ausdruck „Auf den Bauch“ oder „auf sein Bauchgefühl“ hören. Das sagen wir dann, wenn sich unser Unterbewusstsein durch eine Stimme im Kopf oder durch ein komisches Gefühl im Bauch bemerkbar macht. Weil es immer aktiv ist und sehr viel mehr aufnimmt, als wir bewusst registrieren, kann es uns in entscheidenden Momenten den Weg weisen. Das nennen wir dann Intuition. Intuition hat nichts mit unserem Verstand zu tun und kann von diesem auch nicht begriffen werden.

Die Intuition ist blitzschnell und bedient sich Erfahrungen aus der Vergangenheit und neuer Informationen, indem sie Menschen oder Situationen genau anschaut und sofort erkennt, um was geht. Noch bevor diese Informationen im Bewusstsein ankommen und der Verstand einsetzen kann, hat die Intuition bereits entschieden, was zu tun ist. Sie ist die Stimme unseres Unterbewussten und ein hervorragender Lebensbegleiter.

Nutze die Macht deines Unterbewusstseins zu deinen Gunsten

Jetzt wo du weißt, wie das Unterbewusstsein funktioniert, kannst du aktiv werden und anfangen, nach deinen Überzeugungen zu suchen, die dich im Leben zurückhalten. Erforsche dich, indem du deine Gedanken beobachtest und auf deine Wortwahl achtest. Überlege auch, welche Äußerungen du als Kind stets von deinen Eltern zu hören gekriegt hast und ob du diese in irgendeiner Form verinnerlicht und übernommen hast. Alles, was eigentlich gar nicht deinen Werten oder deiner Weltanschauung entspricht, darfst du getrost loslassen und durch deine eigenen Überzeugungen ersetzen. Diese Entdeckungsreise macht nicht nur Spaß, sondern lohnt sich auch.

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